Bereit für den großen Hula-Tanz
Von Italien nach Hawaii: nach dem letzten Härtetest geht Cameron Wurf gut gerüstet in die Ironman WM.
Jetzt wird es ernst: der große Tag steht vor der Tür. Am Wochenende steigt die Ironman WM auf Hawaii. Und wer den Weg von Cameron Wurf nach Kona mit uns begleitet hat, der wird bemerkt haben, dass der Australier die Dinge etwas anders angeht. Doch in der finalen Phase vor dem ultimativen Saisonhöhepunkt ist Schluss mit lustig. Dachten wir zumindest. Und dann geht der Junge beim Ironman Italy an den Start. Langdistanz. Drei Wochen vor Kona. „Ihr habt doch gesagt, dass ich das finale Setup nochmal im Wettkampf ausprobieren soll“, erklärt er uns mit seinem typischen Lausbubengrinsen, nachdem er das Rennen souverän gewonnen hat.
Ein Setup, dass wohl ganz gut funktioniert hat. Nach der starken Performance im Wasser absolviert Cameron die 180,2 km im Sattel im Überschallmodus und setzt dann noch einen Marathon in 2:45 Stunden drauf. „Ich habe es halt im Lauf etwas ruhiger angehen lassen“, verrät er uns, als er nach 7:46:54 Stunden im Zielbereich steht. Soviel zum Thema Schluss mit lustig.
„Ich saß super komfortabel auf dem Rad und hatte wirklich null Rückenprobleme.“
Cameron Wurf über seinen Bike-Split beim Ironman Italy
Besser sitzen = schneller laufen
Als Schlüssel für diese sensationelle Zeit sieht er die Position auf dem Rad: „Ich saß super komfortabel auf dem Rad und hatte wirklich null Rückenprobleme“, schwärmt er.
Damit erklärt Cameron auch schon ein Stück weit, warum die richtige Einstellung des Bikes auch für den anschließenden Lauf so wichtig ist. Denn wer sich voll auf den Sport konzentrieren kann, ohne sich mit körperlichen Problemen zu plagen, der springt natürlich auch mit ganz anderen Voraussetzungen in die Laufschuhe.
Deshalb wollen wir hier nochmal kurz erklären, was genau wir während unserer Zusammenarbeit mit Cameron verändert haben:
Fakten, Fakten, Fakten
Der Vergleich vorher (linkes Foto) vs. nachher zeigt:
- eine um 7° veränderte Fersenbewegung führt zu einer deutlichen Verlängerung der Druckphase
- erhöhte Stabilität der Fußposition im Schuh
- weniger Stress auf die ischiocrurale Muskulatur, vor allem im Übergang von der Druck- in die Zugphase
Lenker-Diskussionen
Doch zurück zum Anfang und der Frage, warum man drei Wochen vor Kona noch eine Langdistanz absolviert: Ein Grund war der Test des neuen Cockpits, das speziell für Camerons Pinarello Bolide TR+ angefertigt wurde. Eine Maßnahme, die intern durchaus kontrovers diskutiert wurde. Denn wir müssen gestehen, dass wir anfangs nicht gerade begeistert von der Idee waren. Klar, so ein voll personalisierter Lenker aus dem 3D-Drucker kann durchaus aerodynamische Vorteile bedeuten. Aber wir haben oft genug erlebt, dass er auf biomechanischer Seite Probleme verstärkt oder gar verursacht. Denn wenn Hände und Unterarme vorne fast schon wie im Schraubstock fixiert werden, kann das zu Scherbelastungen im Bereich des Beckens und unteren Rückens führen. Ein Albtraum für jeden Bikefitter. Speziell wenn man bedenkt, wie super stabil Cameron bislang im Sattel saß.
Die Lösung bestand dann aus zwei wichtigen Punkten:
- Der Lenker wurde so konzipiert, dass er Cameron mehrere Handhaltungen ermöglicht.
- Das gesamte Race-Setup wurde vor Kona unter Rennbedingungen getestet.
Womit wir wieder in Italien wären. Das Ergebnis ist bekannt. Und jetzt also Kona. Wir sind schwer gespannt auf das Rennen am Wochenende. Aber wir sind uns ziemlich sicher, dass Cameron gut gerüstet ist. Wir würden uns jedenfalls nicht wundern, wenn er mit drei Minuten Vorsprung vom Rad steigt. Und wenn er dann wieder eine 2:45 läuft …