EMPFEHLUNGEN ZUM RADSCHUH-KAUF

Die Auswahl des passenden Radschuhs ist in unseren Fittings immer wieder ein wichtiges Thema. Dabei merken wir bei vielen Radsportlern die Unsicherheit, welches Schuhmodell denn am besten zu einem passt. Aus diesem Grund möchten wir mit dem folgenden Leitfaden zeigen, was beim Kauf auf jeden Fall beachtet werden sollte.
Vorbemerkung: Unsere Tipps beziehen sich rein auf biomechanische Funktion: Zu Designs, Farben und Geschmack möchten wir uns nicht äußern ?

5 Tipps zum Kauf eines Radschuhs

1. Länge und Breite sind entscheidend!
Der eigene Fuß sollte das wichtigste Kriterium für den Schuhkauf sein. Dabei sind zwei Distanzen entscheidend: die Gesamtlänge des Fußes und die Breite des Vorfußes. Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass die Länge von (fast) allen, die Ballenbreite nur von wenigen Kunden berücksichtigt wird. So kommt es dazu, dass wir in den Fittings häufig zu schmale Schuhe sehen. Wenn die Ballenbreite zum Beispiel 10cm beträgt, die Schuhsohle aber nur 9cm im Ballenbereich breit ist, wundert es nicht, wieso ein Fuß gequetscht wird und Beschwerden auftreten.
 

Deshalb empfehlen wir: Vermesst eure Füße im Vorfeld des Schuhkaufs!
Stellt euch auf ein Maßband und messt als erstes die Länge (rote Linie). Beachtet dabei, dass der große Zeh nicht automatisch der längste sein muss! Dann messt ihr die Breite des Ballens von Mittelfußköpfchen 1 bis 5 in einer Diagonalen (grüne Linie). Diese beiden Werte und ein Maßband nehmt ihr mit zum Schuhkauf. Wenn ihr euch für einen Schuh interessiert, nehmt die Standardeinlage heraus und messt die beiden Distanzen auf der Einlage nach. Eure Werte sollten das Minimum sein, es kann durchaus noch 5mm Platz sein (siehe auch Tipp 2!) Im Gegensatz zum Laufschuh ist es bei einem passenden Radschuh nicht notwendig, mehr Platz als „Zugabe“ zu geben (aufgrund der festen Fixierung mit der Klickpedale).

2. Die Tageszeit beachten
Der menschliche Fuß dehnt sich über den Tag aufgrund der alltäglichen Beanspruchung sowohl in der Länge als auch in der Breite aus. Diese Ausdehnung hängt von verschiedenen Faktoren ab (Art und Dauer der Beanspruchung, Außentemperatur, etc.). Deshalb empfehlen wir den Schuhkauf nicht morgens und nicht nach extremer Belastung (z.B. nach langer Laufeinheit oder langem Stehen auf einer Messe) durchzuführen. Als bester Kompromiss gilt der Nachmittag. Falls der Schuh jedoch für einen bestimmten Einsatzzweck geplant ist, z.B. für ein Etappenrennen in Sommerhitze, sollte die Anprobe speziell an einem warmen Tag erfolgen. Grundsätzlich gilt: so nah wie möglich am Einsatzzweck testen!

3. Optimierung des Schuhs durch die richtige Einlage
Einlagen in Radschuhen stellen eine sinnvolle Verbindung zwischen dem individuellen Fußgewölbe (speziell geformt) und der Schuhsohle (flach) dar. Sie dienen der besseren Druckverteilung und können so sowohl die Kraftübertragung als auch die Dämpfung im Schuh verbessern. ABER:
Ein Großteil der aktuell vorhandenen Standard-Einlagen haben keine biomechanische Funktion und verdienen den Begriff „Einlage“ nicht. Zwar gibt es erste Ansätze von Herstellern, die Einlage zum Schuh nach dem vorhandenen Fußtyp auszuwählen (was definitiv positiv zu bewerten ist), jedoch können diese „vorgefertigten“ Einlagen nicht den Effekt einer maßgefertigten Einlage ersetzen:
Eine maßgefertigte Einlage wird auf die besondere Situation im Radschuh, die spezielle Fußform und weitere individuelle Besonderheiten (z.B. Fußstellung // ermüdete Mittelfußköpfchen) konstruiert und angepasst. Dynamische Messungen auf dem eigenen Rad sind optimal, um Besonderheiten zu erkennen und beide Füße einzeln zu betrachten. Da sich die Fußstellung im Radschuh deutlich von der Fußstellung im Laufschuh unterscheidet, gilt: Laufeinlagen sind keine Radeinlagen!

4. Fersenführung
Auch die Passform an der Ferse sollte beim Kauf der Schuhe berücksichtigt werden. So kommt es bei einer zu weiten Fersenschale zu einer verstärkten Aufwärtsbewegung des Fußes in der Zugphase.  Dieses führt zu deutlichen Krafteinbußen und zu einem schwammigen Gefühl im Schuh.
Vorsicht ist jedoch auch bei Schuhen geboten, die sehr schmal designte Fersenschalen haben. Hier wird zwar der Fuß eng umschlossen und eine gute Führung ist garantiert, aber es kann bei sehr harten Materialien dazu führen, das die Fersenschale in den Fuß einschneidet und unangenehme Druckstellen verursacht. Auch eine Reizung der Achillessehne kann hierdurch entstehen.
Fazit: Beim Kauf der Schuhe auf einen guten, festen Sitz der Ferse im Schuh achten, jedoch in keinem Fall Druckstellen in Kauf nehmen.

5. Fußtypen und Verschluss-Systeme
Bei der Wahl zwischen verschiedenen Modellen sollten auch die jeweiligen Verschluss-Systeme berücksichtigt werden. So verfügt der Fußtyp „Hohlfuß“ über einen sehr hoch ausgeprägten Spann (Fußrücken), der durch einen einzelnen Verschluss zusammengedrückt würde. Dadurch können beim Tragen des Schuhs schmerzhafte Druckstellen entstehen. Wir empfehlen speziell bei Hohlfüßen die Wahl eines Mehr-Verschluss-Systems, um den Druck besser über den Fußrücken zu verteilen. Die Verstellbarkeit des Verschlusses (Öffnen und Schließen) sollte auch während des Fahrens einfach möglich sein.

Autor: Michael Fuhrmeister / Daniel Schade