Was haben Hobbyfahrer, was Profis nicht haben?

In unseren Fittings werden wir häufig zu unseren Kooperationen mit Radprofis und Profiteams befragt. Viele unserer Kunden ziehen doch gern einen Vergleich mit den Werten der Profis, speziell in der Kraftanalyse:

• Wieviel Watt erreicht denn ein Sprinter maximal?
• Wie sehen denn meine Kraftkurven im Vergleich zu Fabian Wegmann aus?
• Welche Überhöhung fährt denn ein Tria-Profi in der Langdistanz?
• Hat ein Profi immer die optimale Druckverteilung auf dem Sattel?

Equipment

Heute möchte ich diese Frage einmal umdrehen: Was hat denn eigentlich der Hobby-Radsportler, was der Radprofi nicht hat? Worauf der Profifahrer sogar neidisch sein könnte? Die Antwort ist so kurz – wie eindeutig: Freiheit bei der Wahl jeglicher Komponenten!
Ein Radprofi ist bei der Auswahl seines Materials eingeschränkt durch die Sponsorverträge des Teams: Der Radhersteller definiert den Rahmen, der gefahren wird (leider manchmal auch die Rahmenhöhe, was wirklich problematisch werden kann), die Komponentenhersteller legen die restlichen „Zutaten“ fest (z.B. Gruppe, Laufräder, Reifen usw.). Aus biomechanischer Sicht interessieren uns natürlich vor allem die „Ergonomie-Komponenten“ an den Kontaktstellen:

Cockpit: Lenkerform, Vorbau, Bremshebel, …
Sattel: Sattelmodell, Sattelstütze, …
Kraftübertragung: Pedalmodell, Radschuh, …

Auch die ergonomisch bedeutsamen Komponenten werden durch die Sponsoren festgelegt, teilweise ist nicht einmal das gesamte Spektrum des Sponsors für den Profi zu nutzen! Natürlich kann der Radprofi durch seine Muskulatur, die auf 30.000 – 40.000 Trainingskilometern pro Jahr basiert, und (hoffentlich) ausreichend Stabilitätstraining wesentlich besser auf „suboptimale“ Komponenten reagieren als weniger trainierte Radsportler. Man darf trotzdem nicht vergessen, dass jeder eingegangene Kompromiß eine Verminderung der Leistung darstellen kann.
Wenn Hobbyfahrer schon bei der Sitzposition Kompromisse eingehen müssen, haben sie doch den großen Vorteil, bei den Komponenten nur das Beste auswählen zu können. Das „Beste“ ist in diesem Fall nicht gleichzusetzen mit dem“ Teuersten“, sondern mit dem für mich „Optimalen“. Zu meiner Kniestellung passt besser ein anderes Pedalsystem? Fühlen sich meine Beckenknochen auf dem Sattelmodell wirklich wohl? Das aktuelle Schuhmodell zwickt an den Außenseiten des Vorfußes? Anderes Pedalsystem, Sattelmodell, anderer Schuhhersteller – Alles ist möglich, was Beschwerden reduziert und damit die eigene Leistung verbessert! Man braucht nur die geeignete Analyse, um die individuell optimalen Komponenten zu bestimmen.
Diese freie Auswahl ist ein Luxus, um den viele Radprofis die Hobbyfahrer wirklich beneiden.
Und das wissen wir aus erster Hand…!

Autor. Daniel Schade