DIEE SÄULEN DES BIKEFITTINGS

Nahezu jeder, der regelmäßig auf seinem Rad sitzt, hat sich schon mal Gedanken darüber gemacht, ob die Position auf dem eigenen Rad passend ist: Der eine, weil ihn körperliche Beschwerden bereits nach kurzer Zeit auf dem Rad plagen, der Andere, weil durch eine veränderte Position eventuell noch mehr Druck auf das Pedal ausgeübt werden könnte.

Was bedeutet denn eigentlich „passende Sitzposition“?

Die Suche nach der optimalen Sitzposition („Bikefitting“) ist immer als Balanceakt zu sehen. Die drei Hauptsäulen Komfort, Leistung und Aerodynamik müssen in ein optimales Verhältnis gesetzt werden. Dabei ergänzen sich die einzelnen Säulen zwar teilweise (Leistung und Aerodynamik), teilweise stehen sie aber auch in Spannung zueinander (Komfort und Aerodynamik). Definieren wir die Säulen zunächst grob:

Komfort = Wohlbefinden des Menschen auf dem Rad
Leistung = Umwandlung der Muskelkraft des Menschen in Vortrieb
Aerodynamik = Winddurchlässigkeit des Systems Mensch + Rad

Das Spannungsverhältnis Komfort – Aerodynamik ist das offensichtlichste: Eine möglichst winddurchlässige Position ist gestreckt, tief über den Lenker geduckt und schmal. Diese Position bietet nur sehr geringen Komfort und kann deswegen nicht schmerzfrei über einen längeren Zeitraum gefahren werden. Deswegen muss diese Spannung in einem Kompromiss aufgelöst werden, der für jeden einzelnen Sportler unterschiedlich ist. Wie viel Komfort benötigt wird, hängt von der Historie des Einzelnen ab:

  • Welche Beschwerden liegen bereits vor?
  • Wie lange wird bereits Radsport betrieben?
  • Welche Sportarten wurden vorher oder zusätzlich betrieben?

Neben der Historie spielen auch die Ziele des Einzelnen eine wichtige Rolle im Bikefitting-Prozess:

  • Was ist das Gesamtziel im Radsport? Gesünder leben oder Rennen gewinnen?
  • Welche Streckenlänge haben die geplanten Ziele?
  • Wie groß sind die geplanten Trainingsumfänge?

Im Bikefitting dreht es sich immer wieder darum, Kompromisse einzugehen, hierzu ein kleines Beispiel:
„Ich möchte gern aerodynamisch sitzen, aber es sollte auch nach 3-4 Stunden noch komfortabel sein!“ Schwer zu lösen, aber nicht unmöglich – es wird eine Position mit leicht verbesserter Aerodynamik bei nicht zu großem Komfortverlust gewählt. Eine zu aerodynamische Position ist oft aufgrund der muskulären Voraussetzungen, z.B. fehlender Flexibilität im hinteren Oberschenkel nicht empfehlenswert.

Zusammenfassung:

Die Balance aus Komfort, Leistung und  Aerodynamik stellt ein Grundprinzip unserer Bikefittings dar. Für jeden einzelnen Sportler muss dabei das individuelle „Idealverhältnis“ gefunden werden. Dabei sollten in den dynamischen Analysen sowohl die Historie als auch die Ziele des Athleten berücksichtigt werden!

Autor: Daniel Schade