SITZHÖHE UND KRAFTÜBERTRAGUNG – EINE DIREKTE VERBINDUNG!

Nachdem ich im ersten Teil zum Thema Sitzhöhe stärker auf die Kontaktstelle Sattel und mögliche Beschwerden durch eine falsche Sitzhöhe eingegangen bin, möchte ich mich nun dem Zusammenhang zwischen Sitzhöhe und Kraftübertragung widmen. Dabei spielt die Kette Fuß – Sprunggelenk – Knie – Hüfte eine entscheidende Rolle. Vor allem die Fußstellung sollte detailliert betrachtet werden: Jeder Athlet hat die Möglichkeit, eine zu große Sitzhöhe in der Druckphase durch das aktive Hochziehen der Ferse auszugleichen. Diese Kompensations-Bewegung dient dazu, die Streckung im Bereich des hinteren Oberschenkels zu reduzieren, was besonders bei Sportlern mit geringerer muskulärer Flexibilität auftritt. Was bedeutet aber dieser größere Fußwinkel für die Übertragung der Kraft auf das Pedal?

Wie im Druckbild links erkennbar, werden hauptsächlich die Zehen und der vordere Teil des Ballens belastet. Es liegt also eine Spitzfußstellung des Fußes vor, mit der die Druckphase des Tretzyklus‘ ausgeübt wird. Da die Zehen nicht der stärkste Teil des Fußes sind , bleibt die kräftigere Struktur des Ballens (vor allem das Großzehengrundgelenk) weitestgehend ungenutzt. Nach Reduzierung der Sitzhöhe (Druckbild rechts) verlagert sich der Hauptdruck auf den Ballen, vor allem auf den inneren Teil zum Großzehengrundgelenk. Das Muster des Kraftangriffspunkts (schwarze Linie) spricht für eine bessere Stabilität im rechten Bild. Die zu große Sitzhöhe schränkt die Bewegungsfreiheit der Ferse (aufwärts – abwärts) deutlich ein, so dass die Ferse nicht aktiv zur Unterstützung des Vorfußes genutzt werden kann. Außerdem führt die Tretbewegung mit spitzem Fuß dazu, dass nur ein kleiner Teil der aufgewendeten Kraft während der Druckphase wirklich in die ideale Tretrichtung ausgeübt wird. Dies wird in der Analyse der Kraftkurven deutlich:

Die Spitzen der Kraftkurven repräsentieren jeweils die Druckphasen (linkes und rechtes Bein). Es wird deutlich, dass die Spitze nicht durchgängig auf einer Höhe bleibt, sondern durch ein Tal ( siehe Markierungen) in zwei Teile geteilt wird. Dieses Tal stellt einen Kraftverlust mitten in der Druckphase dar, der mit der nicht passenden Sitzhöhe begründet werden kann: Durch die muskuläre Limitierung des hinteren Oberschenkels verliert der Athlet Kontakt zum Pedal, um den Oberschenkel zu entlasten. Dies verhindert in jedem durchgeführten Tretzyklus eine optimale Kraftentfaltung! Was bei einer Kurbelumdrehung noch keine Rolle spielt, wird während einer Trainingseinheit schnell 15.000 Mal (3 Stunden Training mit Trittfrequenz 80 / Minute) wiederholt! Im Vergleich dazu, schauen wir uns das Ergebnis nach der Reduzierung der Sitzhöhe an:

Die Kraftkurven sehen nun harmonischer aus, was auf eine saubere Trittbewegung schließen lässt. Der vorher festgestellte „Einbruch“ der Kraftspitzen ist nahezu verschwunden!
Die dargestellten Ergebnisse zeigen zwar nur einen Einzelfall, tauchen aber regelmäßig in unserem concept-lab auf. Häufig kann durch die Optimierung der Sitzhöhe eine verbesserte Tretbewegung erreicht werden. Dabei sind Details entscheidend, selbst eine Reduzierung der Höhe um 5mm kann schon einen signifikanten Effekt für die Kraftkurven bedeuten!

Autor: Daniel Schade