DIE PERFEKTE SATTELPOSITION IM TRIATHLON

Betrachtet man die Sattelposition bei einer Vielzahl der Mittel- und Langdistanz-Triathleten, so fällt auf, dass der Athlet / die Athletin während des Radsplits häufig nur auf der Sattelnase sitzt. Der hintere Teil des Sattels ist von außen gut erkennbar, da das Becken hinter der Sattelnase gar keinen Kontakt zum Sattel hat. „Ist doch logisch“ denken viele, aufgrund der aggressiven Aero-Position kann halt nur auf der Sattelnase gesessen werden.

Aber stimmt das eigentlich? Kann wirklich nur die vorderste Sattelspitze für die Auflage des Beckens genutzt werden? Und welche Auswirkungen lassen sich daraus ableiten? Höchste Zeit, diese Fragestellung mal anhand eines aktuellen Fallbeispiels näher zu beleuchten:

Unser Fallbeispiel beschreibt einen männlichen Triathleten, ohne Zweifel sportlich ambitioniert. Analysiert haben wir seine Sitzposition (neudeutsch: Bikefitting) unter Berücksichtigung des Widerstands, den er im Wettkampf über mehrere Stunden fährt.

Die Abbildung zeigt seine Druckverteilung am Sattel in der Triathlon-Position (Ausgangslage). Auffällig ist die kleine Fläche, die im Bereich der Sattelnase belastet wird. Die belastete Fläche beträgt ‚nur‘ 4650 mm², erfahrungsgemäß ist das selbst für Triathleten ein geringer Wert. Die kleine Kontaktfläche erklärt auch den hohen Maximaldruckwert von 1416 mbar. Da Druck als Kraft / Fläche definiert ist, führt eine kleine Kontaktfläche automatisch zu erhöhten Druckspitzen. Diese Spitzen können auf Dauer zu Sitzbeschwerden führen. Nicht selten kompensiert der Athlet den fehlenden Komfort durch verstärkte Bewegungen des Beckens, die sich kontraproduktiv auf die Aerodynamik auswirken können. Im schlimmsten Fall zwingt der hohe Druck an der Sattelnase den Sportler aus seiner Aero-Position in die komfortablere Bremshebel-Position = der Super-GAU für jegliche Optimierung des Luftwiderstands.

Als Maßnahmen zur Verbesserung haben wir die Sitzhöhe und die Sattelposition jeweils um 5 mm angepasst. Die Maßnahmen begründen sich aus der Analyse des Druckbildes in Kombination zur Analyse der Winkelstellung der Knie-, Hüft- und Sprunggelenke.

Das folgende Video zeigt den Vorher (links) / Nachher (rechts) Vergleich der Satteldruckmessung:

Bei der Analyse der neuen Sattelposition fällt auf, dass sich die Kontaktfläche deutlich vergrößert hat. Sie beträgt nun 11.750 mm², was einem Anstieg von 152 % entspricht. Dies führt zu einer Reduzierung des Maximaldrucks um 46 % auf 765 mbar, ein weiterer Unterschied zur Ausgangslage. Es ist erkennbar, dass in dieser Position größere Teile des Beckens aufliegen, so können auch die beiden knöchernen Schambeinkufen einen Teil der Gewichtskraft tragen, während in der Ausgangslage die gesamte Last auf dem druckempfindlichen Bereich der Schambeinfuge lag. Der zentrale Druckpunkt auf dem Sattel (Kraftangriffspunkt) verlagert sich um 38 mm nach hinten.
Hier sind die gemessenen Werte nochmal in der Übersicht:

Da das erste Feedback des Athleten ebenfalls sehr positiv ausfiel, wurde im weiteren Verlauf des Bikefittings mit dieser neuen Sattelposition gearbeitet.

Fazit:
Auch wenn eine aggressive Triathlonposition naturgemäß zu einer höheren Druckbelastung im Schambeinbereich führt, lohnt es sich, die Kontaktstelle Sattel in jedem Triathlon-Fitting detailliert zu überprüfen. Häufig sind minimale Veränderungen (im Millimeter-Bereich) ausschlaggebend für einen deutlich verbesserten Sitzkomfort und eine bessere Beckenstabilität. Da kleine Details eine große Wirkung haben, kann die Einstellung der Sattelposition nicht ausschließlich über die Bewertung von Knie- und Sprunggelenkswinkeln vorgenommen werden. Diese Details entscheiden am Ende mit darüber, wie erfolgreich ein Athlet seinen Radsplit bewältigt! Die gesamte Cockpit-Einstellung darf dabei natürlich nicht außer Acht gelassen werden, sie nimmt aber locker einen eigenen Blog-Beitrag ein ;-)

Autor: Daniel Schade