KONTAKTSTELLE LENKER

An der Kontaktstelle „Lenker“ liegen beim Radfahren direkt die Hände auf und es wirkt indirekt die Kraft von Schultern, Ober- und Unterarmen. Die Hand ist dabei nur sehr bedingt als „Lastträger“ geeignet. In welchem Maße die Hände oder Arme beim Radfahren belastet werden, hängt in extremer Weise von der Position des Sportlers auf dem Rad ab. In einer eher aufrechten Sitzhaltung spielt die Belastung der Hände kaum eine Rolle. Der Lenker dient lediglich als leichte Stütze und wird tatsächlich nur zum Lenken benutzt. Das andere Extrem ist der Unterlenkergriff beim Rennradfahren. Hier müssen die Hände einen relativ großen Teil des Oberkörpergewichts tragen. Auch in einer Triathlon-Position lastet ein Großteil der Gewichtskraft auf dem Lenker, die Hände werden jedoch durch die zusätzliche Auflage der Unterarme entlastet. Aber auch in weniger stark vorgebeugten Positionen, wie etwa in einer normalen Rennrad-Haltung, können hohe Druckwerte an den Händen auftreten. Diese punktuelle Belastung kann Nervenbahnen abklemmen, was zu einem Kribbel-Gefühl oder zum Einschlafen der Finger führen kann.

Reine Nervensache

Kribbeln oder taube Finger resultieren bei der Hand hauptsächlich aus der Überbelastung zweier Nervenbahnen: Der Medianusnerv (in Abbildung rot) verläuft nur knapp unterhalb der Haut durch den Karpaltunnel. Er befindet sich im Bereich des inneren Handballens und ist für die Versorgung von Daumen, Zeige- und Mittelfinger zuständig. Bei Radfahrern ist die Druckreduzierung an diesem Nerv wichtig, um die Kontrolle des Lenkers und sichere Bremsvorgänge dauerhaft gewährleisten zu können.
Der Ulnarnerv (in Abbildung grün) verläuft unterhalb des äußeren Handballens und versorgt den Ring- und den kleinen Finger. Falls eine hohe Druckbelastung punktuell auf dem äußeren Handballen liegt, verstärkt sich das Kribbeln an der Außenseite der Hand an diesen beiden Fingern.

Obwohl der Lenker aufgrund der kleinen Auflagefläche mit einem geringen Krümmungsradius, messtechnisch gesehen, die problematischste der drei Kontaktstellen ist, wurden bereits erste Versuche erfolgreich durchgeführt, die Druckwerte zwischen Hand und Lenker zu erfassen. Hierzu wurden einzelne Sensoren auf die Handfläche geklebt und die Signale per Funkübertragung weitergeleitet und gespeichert.

Die Ergebnisse solcher Messungen können dazu dienen, den Einfluss verschiedener Radeinstellungen (z.B. Vorbaulänge, Lenkerwinkel, Position der Bremshebel), verschiedener Auflageflächen (Triathlon-Lenker, Griffpositionen) oder auch spezieller Polsterungen in Radhandschuhen zu verbessern. Diese Form der Messtechnik ist allerdings aufgrund der einzelnen Sensorverkabelungen sehr aufwendig und nur mit größter Sorgfalt durchzuführen. Sie kann jedoch in Labor-Situationen zur Analyse verschiedener Lenkertypen oder –einstellungen oder zur Auswahl geeigneter Radhandschuhe wichtige Informationen liefern.