Stack and Reach

Vor genau zehn Jahren hat Dan Empfield, der Mitbegründer des bekannten Triathlon-Portals slowtwitch.com, das erste Mal über die Begriffe „Stack“ und „Reach“ gesprochen. Grund genug für uns, diese Vermessungsmethode, die im deutschsprachigen Raum bisher nur selten verwendet wird, genauer unter die Lupe zu nehmen:

Der Hintergrund:

Der Auslöser 2003 lag in der neuen Art und Weise, in der Radhersteller ihre Triathlon-Maschinen entwickelten.  Die immer spezieller konstruierten Tria-Rahmen ermöglichten es nicht, die traditionellen Distanzen  wie Oberrohrlänge, Sitzrohrwinkel und -länge eindeutig zu messen. Fast jeder Hersteller veröffentlichte ein eigenes Verfahren, wie die Strecken an seinen Rahmen gemessen werden. Das verkompliziert die Welt eines Radhändlers oder Bikefitters bei der Empfehlung einer Rahmengeometrie natürlich ungemein. Man konnte nur noch Äpfel mit Birnen vergleichen. Deshalb war Dan Empfield auf der Suche nach einer neuen Methode, um alle neuen Triathlon-Rahmen wieder als Äpfel darstellen zu können! Nachdem Stack & Reach entwickelt wurde, waren vor allem Cervelo (mit dem Entwickler Damon Rinard, den wir auch schon aus früheren Projekten als Vordenker kennengelernt haben) und Trek die ersten Radhersteller, die diese Methode beachteten und integrierten. Mittlerweile werden diese Werte auch häufig bei der Beschreibung von Rennrad – und MTB-Geometrien verwendet.

Die Begriffe:

STACK – Der Begriff lässt sich wohl am besten mit „Säule“ übersetzen und bezeichnet den vertikalen Abstand zwischen der Kurbelmitte und dem Niveau des Steuerrohrkopfes.

REACH – Als Übersetzung für diesen Begriff ist „Weite“ am besten zu verwenden. Er bezeichnet die horizontale Strecke zwischen der Kurbelmitte und der Mitte des Steuerrohrkopfes.

Die Methode:

Vereinfacht dargestellt, besteht die Methode aus der Ermittlung von X / Y Koordinaten und der Berechnung der Strecken zwischen diesen Koordinaten. Man stelle sich den Rahmen in einem Koordinatensystem vor, in dem die X-Achse den horizontalen Abstand und die Y-Achse den vertikalen Abstand beschreibt. Nun kann der Position der Kurbelmitte ein exakter X-Wert und Y-Wert zugeordnet werden, das gleiche gilt für die Position des Steuerrohrkopfes. Die Differenz aus dem X-Wert „Steuerrohrkopf“ und dem X-Wert „Kurbelmitte“ ergibt den REACH-Wert, die Differenz der beiden Y-Werte den STACK-Wert.

Warum sind diese Werte sinnvoll?

Wie bereits erwähnt, bietet diese Methode vor allem dann eine bessere Vergleichbarkeit von Geometrien, wenn die Rahmen sehr unterschiedlich konstruiert sind. Deswegen gelten die heutigen Tria-Maschinen, mit verkürztem Hinterbau, integrierter Sattelstütze und integriertem Vorbau, als bestes Beispiel für den Erfolg der Stack & Reach Methode. Je weniger Einstellungmöglichkeiten der Rahmen erlaubt, desto zwingender sollte die Geometrie zur Anatomie des Fahrers passen.

Ein Beispiel: Wenn wir in einem Tria-Fitting feststellen, dass der vorhandene Rahmen zu lang ist, dann können wir über die Ermittlung des Reach-Wertes eine Empfehlung geben, welchen Reach ein neuer Rahmen haben sollte. Zusätzlich hilft der Stack-Wert dabei, die passende Überhöhung zwischen Sattel- und Lenkerniveau so festzulegen, dass möglichst wenige Spacer bei einer Neuanschaffung verbaut werden müssen.  Wichtig ist aber noch festzustellen, dass die Stack & Reach Werte nicht isoliert betrachtet werden dürfen. Das Cockpit mit den Komponenten Lenkerform (der einen weiteren Reach hat), Vorbaulänge und Vorbauwinkel, sollte zwingend bei der Neuanschaffung eines Rahmens oder beim Fitting des bestehenden Rades berücksichtigt werden.

Autor: Daniel Schade

Quelle: Slowtwitch